Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Café Sofa beim Vortrag „Umgang mit Demenz“ am 21. Mai 2025, organisiert durch das Forum Senioren Meckenheim. Vanessa Novobrda, geschäftsführende Inhaberin und ausgebildete Pflegefachkraft der Alltagshelfer Eifel/Rhein-Sieg aus Rheinbach, gelang es sehr eindrucksvoll und nachvollziehbar, sowohl das Verhalten Demenzerkrankter zu schildern als auch vorhandene Therapiemöglichkeiten zu erläutern.

„Weg vom Verstand“, das ist die Übersetzung des lateinischen Begriffs Dementia. Und in der Tat geht Erlerntes, das ein ganzes Leben lang selbstverständliche Denken und Handeln – je nach Demenzform – Schritt für Schritt verloren. Die Referentin stellte vor, dass es ca. 50 verschiedene Formen von Demenz gibt. Keine Demenz verläuft dabei wie die andere. Aber bis heute gilt: Abgestorbene Nervenzellen können sich nicht regenerieren und die Krankheit, bei der sich Ablagerungen im Gehirn festsetzen, lässt sich leider noch nicht heilen.

Wenn von Demenz gesprochen wird, ist im Allgemeinen von der Alzheimer-Demenz die Rede. Es ist die bei weitem häufigste Demenzform. Die Stadien von Demenz sind: Im Anfangsstadium zeigen sich leichte Einschränkungen der geistigen Fähigkeiten mit vermehrter Alltagsvergesslichkeit, bei der vornehmlich das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist. Später ist auch das Langzeitgedächtnis betroffen, die Orientierung geht verloren, auch bekannte Gesichter werden dann nicht mehr erkannt. Im schweren Stadium gehen schließlich elementare Fähigkeiten verloren wie Gehen, Sprechen etc.

Von der Alzheimer Demenz deutlich zu unterscheiden ist z.B. die Frontotemporale Demenz, sie geht mit erheblichen Persönlichkeitsveränderungen, – störungen einher. Diese Erkrankten sind deutlich schwerer anzuleiten und zu führen.

Für das Verständnis der Krankheit – so die Referentin – sei es ganz wichtig zu erkennen, dass die Erkrankten nicht in der Lage seien, ihr Verhalten zu kontrollieren, sie können nicht steuern was sie tun oder nicht tun.„Sie machen es nicht mit Absicht“!

Frau Novobrda stellte anschließend neben der medikamentöse noch weitere Therapieansätze vor. Leider seien spezifische Antidementiva nur im Anfangsstadium und dort auch nur bedingt wirksam. Zudem seien sie häufig mit starken Nebenwirkungen verbunden. Psychopharmaka könnten z.B. bei Wahnvorstellungen oder starker Unruhe mit extremem Bewegungsrang oder bei Angststörungen – medizinisch sorgfältig ausgewählt und dosiert natürlich, nicht nur den Erkrankten selbst, sondern auch den Angehörigen helfen.

Ausführlich ging die Referentin auf nichtmedikamentöse Therapieansätze und konkrete Empfehlungen für die Angehörigen und Pflegenden ein. Diese reichen von Anpassung des Wohnumfeldes bis hin zum allgemeinen Verhalten gegenüber den Erkrankten z.B.:

Gewohnte Möblierung beibehalten; große Kalender und Beschriftungen; einfache, präzise und sehr konkrete Ansprache; Förderung von Bewegung; Einbeziehung bei Tätigkeiten, die noch ausgeführt werden können; Technik reduzieren bzw. vereinfachen; gewohnte Abläufe so lange wie möglich beibehalten; freundliche, positive Ansprache; beruhigende Stimme; darauf achten, was tut den Erkrankten gut, worauf reagieren sie positiv. Eine rationale Ansprache und Erklärungen bzw. Widerspruch werden rasch vergessen, nicht verstanden oder führen zu einer Spirale negativer Emotionen. Eine positive emotionale Ansprache, geliebte Gerüche, sanfte Musik sind hingegen oft wirksam. Was sehr gut funktioniert sind musik- oder der Einsatz tiergestützter Therapien.

Die von Demenz Betroffenen glücklich machen, Ihnen das Gefühl geben, sie sind noch Teil dieser Welt, sie werden umsorgt und sind gut aufgehoben. Das sollte das Ziel jeglicher Therapie sein.

Eine selbst Betroffene in der Pflege von zwei demenzerkrankten Elternteilen machte den Teilnehmenden im Anschluss an den Vortrag von Vanessa Novobrda Mut. Nicht alle Formen der Demenz verlaufen dramatisch. Es gebe mittlerweile eine ganze Reihe von einfachen Hilfsmitteln, die sinnvoll seien, z.B. ganz einfache Fernbedienungen.

Neben der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum wurden Erfahrungen und Tipps ausgetauscht. Klar wurde: Es besteht ein großer Bedarf sich auszutauschen und sich gegenseitig Unterstützung zu geben. Gerade die Betreuenden von Demenzerkrankten brauchen selbst Freiräume und Selbstschutz. Für Meckenheim wurde als geeigneter Ort z.B. zum Austausch das MusikCafé ADele (jeden 3. Dienstag im Monat im Sozialpsychiatrischen Zentrum, Adolf Kolping-Str. 2) sehr empfohlen.

Dies wird sicherlich nicht die letzte Veranstaltung zum Thema Demenz des Forum Senioren Meckenheim gewesen sein, so die Vorsitzende des Forum Senioren Meckenheim, Sabine Mehrholz, als sie sich bei den beiden Referentinnen am Schluss der Veranstaltung mit einem kleinen Präsent bedankte.