Die Bandansage – die falschen Mitarbeiter*innen von Europol oder Interpol – der Fernzugriff auf den eigenen Computer

Hallo liebe Leser*innen,
derzeit häufen sich sowohl im deutschsprachigen Raum und bundesweit, als auch im Zuständigkeitsbereich des PP Bonn Hinweise auf betrügerische Anrufe, die sich o.g. Stichworten zuordnen lassen. Die Kreativität und Anpassungsfähigkeit der Täter*innen kennen keine Grenzen. Wir warnen Sie vor konkreten Phänomenen, die Betrüger*innen passen Ihre Vorgehensweise an und wandeln Ihre Maschen ab.

Anruf kommt nicht selten anonym oder mit manipulierter Rufnummernanzeige!

Bei den Anrufen von potenziellen Opfern manipulieren die Täter*innen nicht selten mittels des sogenannten „Call-ID-Spoofing“ die Rufnummernübermittlung beim Angerufenen so, dass auf dem Display z. B. die Rufnummer der örtlichen Polizei, Staatsanwaltschaft usw. oder sogar die Notrufnummer 110 (in der Regel in Verbindung mit der örtlichen Vorwahl vorweg (z.B. 0228 110) oder anderen Zahlenfolgen (111, 113, …) erscheinen.
Eines ist aber bei allen Vorgehensweisen der Telefonbetrüger*innen gleich: Die Kriminellen zielen zuallererst darauf ab, Betroffene zur Übergabe oder Überweisung von Geldbeträgen zu bewegen.

Die Bandansage

Die Täter*innen spielen zu Beginn des Telefonats eine Bandansage ab: Eine Computerstimme meldet dem Angerufenen, dass aktuell in der Ortschaft/Nachbarschaft eingebrochen wird. Eventuell wird auch ein Passwort genannt und aufgefordert, es sich zu merken. Im weiteren Verlauf des Anrufs schaltet sich ein(e) falsche(r) Polizistin unter Passwortabfrage zu und versucht dem Betroffenen einzureden, dass seine Wertsachen gefährdet seien und die Polizei diese in Sicherheit bringen wolle…

Die falschen Mitarbeiter*innen von Europol oder Interpol

Bei anderen Anrufen gaukeln angebliche Mitarbeitende internationaler Polizeibehörden Europol und Interpol unterschiedliche glaubwürdig anmutende, aber erdichtete Vorfälle vor, um an persönliche Daten (z.B. Personalausweisnummer, Kontodaten…) und Auskünfte über finanzielle Verhältnisse der Betroffenen zu gelangen.
Ein Abgleich der personenbezogenen Daten sei für die Aufklärungsarbeit der Polizeibehörden erforderlich, da es im Internet z.B. zu einem Identitätsdiebstahl oder Missbrauch von Bankdaten gekommen sei.
Durch die Behauptung, man mache sich selbst strafbar und es drohe eine hohe Haftstrafe, wenn man die erbetene Unterstützung ablehne und seine persönlichen Daten nicht zum Abgleich preisgebe, üben die Täter*innen massiv Druck auf die Angerufenen aus…

Der Fernzugriff auf Ihren Computer

In Einzelfällen kam es bei einigen Vorfällen auch zum Zugriff der Betrüger*innen auf Computer der Geschädigten.
Damit das möglich wird, müssen die Betroffenen dies aktiv erlauben. Wie geht das vor sich?
Die Angerufenen wurden in den Telefonaten aufgefordert einen Zugriff auf den eigenen Computer zu erlauben. Dazu wurden die Betroffenen telefonisch angeleitet, was am Computer zu tun ist. Die Täter*innen leiten sie an, selbst eine sog. Fernwartungssoftware (auch Remote Service oder Remote Administration – z.B. AnyDesk, TeamViewer, Chrome Remote) auf ihren Computern zu installieren. Nach erfolgreicher Installation müssen die Betroffenen nur noch per Mausklick den Zugriff „aus der Ferne“ erlauben und schon haben die Betrüger*innen freien Zugriff auf den Computer des Angerufenen.
Die Betroffenen sehen nun auf ihrem Bildschirm wie „ferngesteuert“ und wie von fremder Hand Aktionen auf dem Computer erfolgen. Was aber tatsächlich geschieht, hat der Betroffene nicht mehr unter Kontrolle: Es können nun private Daten kopiert, auf das Online-Banking zugegriffen und ggf. Konten manipuliert, Schadsoftware aufgespielt oder der Computer gesperrt werden. In diesem Augenblick oder später! Die Täter*innen können ab jetzt von Ihrem Computer aus Straftaten begehen und dafür Ihre Identität nutzen…

Verhaltenstipps:

  • Bei solchen Telefonaten muss die erste Devise für Sie lauten:
    Nichts tun – Ruhe bewahren – Überblick verschaffen! Machen Sie bitte gar nichts, auch wenn es schwerfällt.
  • Lassen Sie sich nicht unter zeitlichen oder emotionalen Druck setzen und nicht zu irgendeinem Handeln drängen!
  • Sobald Sie sich unter Druck gesetzt fühlen, unterbrechen Sie sofort den Anruf. Legen Sie auf! Das ist nicht unhöflich! Sie handeln, um sich zu schützen!
  • Geben Sie fremden Personen über Ihre Personaldaten oder Ihre Vermögensverhältnisse keine Auskünfte.
  • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an fremde Personen!
  • Überweisen Sie niemals Geld an eine fremde Person.
  • Gewähren Sie niemals einer fremden Person Fernzugriff auf ihren Computer. Ohne Ihr eigeninitiatives Zutun bzw. Ihren Auftrag werden sich weder Polizei noch Computer-Support (Apple, Microsoft, Google,…) bei Ihnen melden und einen Zugriff verlangen!
  • Bedenken Sie bei Anrufen: Auch (angebliche) Staatsanwälte, Richter oder Polizeibeamte (örtliche Polizei, LKA, BKA, Europol, Interpol), selbst wenn Ihnen diese noch so vertrauenswürdig erscheinen, sind für Sie grundsätzlich Fremde, es sei denn Sie sind Ihnen persönlich gut bekannt.
  • Holen Sie sich Rat bei einer vertrauten Person oder der örtlichen Polizei.
  • Auch, wenn Sie den Betrüger*innen nicht auf den Leim gegangen sind, ist es wichtig die Polizei über diesen Vorfall zu informieren. Melden Sie solche Anrufe bitte sofort der richtigen Polizei!
  • Setzen Sie sich ggf. zudem mit Ihrer kontoführenden Stelle in Verbindung. Bereiten Sie sich gedanklich schon heute aufsolche Anrufe vor spielen Sie sie für sich
    durch.

  • Und zuletzt: Denken Sie bitte daran, dass auch immer Gemengelagen dargestellter oder Ihnen bereits bekannter Tatabläufe vorkommen können. Rechnen Sie bitte auch mit Varianten bisher bekannter Tatabläufe.

Weiterführende Informationen:

https://www.polizei-beratung.de/startseite-und-aktionen/

https://polizei.nrw

https://polizei.nrw/artikel/vorsicht-betrug-kein-anruf-von-europol-oder-interpol

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich an unser Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz (KK KP/O)

https://bonn.polizei.nrw

Sie können auch online eine Strafanzeige erstatten:

https://polizei.nrw/artikel/anzeige-hinweis

Ihre
Marita Wichterich (Dipl.-Jur.)
Kriminalhauptkommissarin

Polizeipräsidium Bonn
Direktion K – KK KP/O
Königswinterer Straße 500, 53227 Bonn
Telefon +49 228-15-7617 oder -7676